Grafik mit Logo der heat-conduction-app; physikalischer Bereich und Softwarestack ausgeblendet. Dient als Introbild für den persönlichen Einstieg in das Projekt.

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Warum ich als Maschinenbauingenieur den Schritt in die Softwareentwicklung gehe

Phase 2 startet - Vom Engineering zur Softwareentwicklung - Projekt heat-conduction-app

Persönlicher Weg Selbstständigkeit - Phase 2 Engineering → Softwareentwicklung heat-conduction-app

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Einleitung

Nach einer intensiven Vertiefungsphase in Softwareentwicklung starte ich nun meine berufliche Phase 2, den Schritt in die Selbstständigkeit als Softwareentwickler für technische Web-Applikationen. In diesem Beitrag blicke ich zurück: Wie kam es dazu, dass ich als Maschinenbauingenieur in die Softwareentwicklung eingestiegen bin?

Während meiner Zeit als Entwicklungsingenieur bei SEW-Eurodrive habe ich über viele Jahre an der Schnittstelle zwischen klassischer Ingenieurtätigkeit und moderner Softwareentwicklung gearbeitet. Ich war in beiden Welten zuhause: auf der einen Seite die Entwicklung von Berechnungsansätzen mit klarem Produkt- und Lösungsfokus, auf der anderen Seite deren Umsetzung in Software, um Ingenieurswissen im Unternehmen verfügbar zu machen und daraus echten Mehrwert zu schaffen.

Wie begann dieser Weg?

Meine frühen Berührungspunkte mit Programmieren als Ingenieur

Im Maschinenbaustudium am KIT war Softwareentwicklung, kurz gesagt, ein Nischenthema. Ein einziges Semester “Java für Ingenieure” vermittelte mir zwar die Grundlagen, doch das Konzept der objektorientierten Programmierung blieb zunächst abstrakt. Erst durch Gespräche mit meinem Informatik-Mitbewohner bekam ich ein Gefühl dafür, was dahintersteckt.

Praktisch stand jedoch ein anderes Werkzeug im Mittelpunkt: Matlab. Ich nutzte es in Projekten, Studienarbeit und in meinem Praktikum bei Voith Hydro intensiv, vor allem für numerische Berechnungen und Simulationen.

Auch in meinen ersten Berufsjahren als Entwicklungsingenieur spielten Matlab und Excel/VBA eine zentrale Rolle. Beides sind leistungsfähige Werkzeuge für Berechnungen, Datenauswertung und kleinere Automatisierungen. In dieser Zeit entstanden zahlreiche VBA-Programme mit komplexen Userforms. Rückblickend eine wichtige Tätigkeit, der mein Verständnis für strukturiertes Programmieren und technische Softwarelösungen geprägt hat.

Der neue Aufgabenbereich - Softwareentwicklung im Ingenieurkontext

Nach diesen ersten Jahren mit Fokus auf die ingenieurspezifischen Herausforderungen kam ein neuer und für meine weitere berufliche Entwicklung prägender Verantwortungsbereich hinzu: die Bereitstellung von Ingenieurwissen als moderne Software-Applikation, als zentrales Werkzeug für Kolleginnen und Kollegen im Unternehmen.

Anfangs war mir der Umfang dieses neuen Aufgabenfelds nicht vollständig bewusst. Ich war ein erfahrener VBA- und Matlab-Programmierer, aber Softwareentwicklung war etwas anders. Sie bedeutete nicht nur Code schreiben, sondern auch Architektur denken, Wartbarkeit sicherstellen und Teamarbeit über Disziplingrenzen hinweg. Mit Offenheit, Neugier und der Unterstützung großartiger Kolleginnen und Kollegen aus der Softwareentwicklung wuchs ich Schritt für Schritt in diese Rolle hinein.

Nach und nach wurde dieser Bereich immer wichtiger. Die Zusammenarbeit mit den Softwareentwicklern wurde enger, mein Verständnis für saubere Architekturen und Softwareprozesse wuchs. In den letzten drei Jahren meiner Tätigkeit lag mein Schwerpunkt schließlich auf der Backend-Entwicklung mit Java, Spring Boot und Oracle-SQL.

Diese Arbeit hat mir große Freude bereitet, die Verbindung von Ingenieurwissen und Softwarearchitektur war für mich eine faszinierende Aufgabe. Ein Wohnortwechsel und der Wunsch, die Schnittstelle zwischen Maschinenbau und Softwareentwicklung künftig bewusster von der Softwareseite zu gestalten, führten schließlich zur Entscheidung, meine Stelle zu beenden und in eine gezielte Vertiefungsphase einzutreten.

Die anschließende Vertiefungsphase - verschiedene Wege des Lernens

Im Maschinenbaustudium am KIT konnte ich mich über viele Semester intensiv mit den unterschiedlichsten Aspekten des Ingenieurwesens auseinandersetzen. Auch wenn ich vieles davon im Berufsalltag nicht direkt anwenden konnte, war dieses breite Verständnis entscheidend. Zu wissen, dass Themen über den eigenen Schreibtisch hinausgehen, schafft erst die Grundlage für Innovation.

Die Softwareentwicklung habe ich dagegen vor allem in der Praxis gelernt, im direkten Austausch mit erfahrenen Entwicklerinnen und Entwicklern, durch zahlreiche in-House Schlungen und eigenständiges Einarbeiten in neue Technologien. So entstand über die Jahre ein breites, praxisnahes Wissen, allerdings mit Lücken in Bereichen, die nicht Teil meines Verantwortungsbereichs waren.

Genau hier setzte meine Vertiefungsphase Phase 1 an. Ich habe mir bewusst Zeit genommen, um mein Wissen gezielt zu erweitern und zu strukturieren, mit zertifizierten Online-Kursen, Fachliteratur und Tutorials. Der Fokus lag dabei auf:

  • Grundlagen moderner Frontend-Entwicklung
  • Allgemeine Softwarearchitektur und Best-Practices
  • Erweiterung meiner Backend-Kompetenzen um Python/Flask neben Java/Spring Boot
  • Einführung in KI-Grundlagen mit Bezug zur Softwareentwicklung

Parallel habe ich das Gelernte in kleineren Softwareprojekten umgesetzt, praxisnah und anwendungsorientiert und immer mit dem Blick auf die Verbindung von Ingenieurmethodik und moderner Softwareentwicklung.

Phase 2 - Der Schritt in die Selbstständigkeit

Aufbauend auf dieser Lern- und Entwicklungsphase starte ich nun in meine Phase 2, den Schritt in die Selbstständigkeit als Softwareentwickler für technische Web-Applikationen. Sie markiert den Übergang vom Lernen hin zur aktiven Umsetzung in realen Projekten.

Die Motivation für meine Selbstständigkeit - mein Proof-of-Concept

Nach vielen Jahren Berufspraxis und einer intensiven Auseinandersetzung mit Softwareentwicklung bin ich heute überzeugt: Die Verbindung von Ingenieurwissen und moderner Softwareentwicklung birgt enormes Potential.

Gleichzeitig weiß ich, wie herausfordernd es ist, beide Welten wirklich zusammenzubringen, technisches Fachwissen, Berechnungsmethoden, Datenstrukturen auf der einen Seite und moderne Softwarearchitektur, Modularität und Skalierbarkeit auf der anderen.

Genau an dieser Schnittstelle positioniere ich mich mit meiner Selbstständigkeit: Ich möchte technische Berechnungen und Simulationen in durchdachte, leichtgewichtige Web-Applikationen transformieren, als Werkzeuge, die Ingenieurwissen zugänglich und erweiterbar machen.

Mein Startpunkt ist eine technische Referenz-App, die dieses Konzept exemplarisch umsetzt, mein Proof-of-Concept. Sie basiert auf einem zentralen physikalischen Prinzip: dem ersten Fourierschen Gesetz der Wärmeleitung. Diese Gleichung beschreibt in ihrer vereinfachten Form die stationäre eindimensionale Wärmeleitung, eine grundlegende Berechnungsbasis im Maschinenbau, und bildet damit den idealen Einstieg für eine technisch fundierte, zugleich schlanke und modulare Web-Applikation.

Warum ich Phase 2 mit dieser App starte

Bereits während meiner Vertiefungsphase habe ich mir intensiv Gedanken gemacht, welcher Software-Stack sich für kleine bis mittlere technische Berechnungstools am besten eignet. Ich habe unterschiedliche Frameworks und Architekturen analysiert und sie mit meiner langjährigen Erfahrung in der Entwicklung ingenieurtechnischer Tools abgeglichen. Daraus entstand das Konzept für meine Technologieträger-App, die heat-conduction-app.

Mit dieser Anwendung möchte ich das Konzept “Von der Formel zur Applikation” praxisnah demonstrieren: Sie dient sowohl als Showcase für meine Arbeit als Entwickler als auch als Diskussions- und Lernplattform für Ingenieurinnen und Entwickler, die ähnliche Wege gehen wollen.

Mein Ansatz bildet zugleich den Kern meiner Selbstständigkeit:

  • Entwicklung technischer Applikationen als individuelle Projektarbeit
  • Beratung und Unterstützung bei unternehmensinternen Eigenentwicklungen mit vergleichbarem Software-Stack
  • Workshops und Vorträge zum Thema: “Von der Formel zur Rest-API - Wie Ingenieurwissen durch moderne Softwareentwicklung Mehrwert schafft.”

Die Umsetzung - Das 4-Phasen Modell meiner Demo-Applikation

Grafik mit vier verbundenen Phasen: Phase 1 - Schnelligkeit, Phase 2 - Persistenz, Phase 3 - Flexibilität, Phase 4 - Benutzerfreundlichkeit; dargestellt als lineare Prozesskette.
Das 4-Phasen-Modell meiner Demo-Applikation: Von Schnelligkeit über Persistenz und Flexibilität bis hin zur Benutzerfreundlichkeit.

In die Softwarearchitektur sind viele Überlegungen in den letzten Monaten eingeflossen. Neben dem eigentlich Softwarestack ist die Aufteilung in vier klar strukturierte Umsetzungsphasen ein zentraler Entwicklungspunkt der App. Jede Phase baut auf der vorherigen auf und hat dabei einen spezifischen Schwerpunkt.

  • Phase 1 - Schnelligkeit: Ein lauffähiger Prototyp mit vollständigem Stack und Datenbankintegration. Fokus auf Backend-Funktionalität und einer einfachen, serverseitig gerenderten Oberfläche (SSR).

  • Phase 2 - Persistenz: Ausbau zur produktnahen Applikation mit stabiler Backendstruktur, Usermanagement und Datenpersistenz. Ziel: aus einem „Entwurfstool“ eine funktionsfähige App mit nachhaltiger Architektur machen.

  • Phase 3 - Flexibilität: Transformation vom monolithischen SSR-Ansatz zu einem API-basierten Design. Berechnungen werden über eine REST-Schnittstelle verfügbar, das UI wird entkoppelt - Grundlage für Integration und Automatisierung.

  • Phase 4 - Benutzerfreundlichkeit: Umsetzung eines modernen Frontends (React-SPA) für interaktive Visualisierungen und komplexe Eingaben. Dieser Schritt bleibt optional - dank der modularen Architektur ist eine spätere Erweiterung problemlos möglich.

Dieses Modell ist meine persönliche Roadmap für die Weiterentwicklung der App, es verbindet technische Machbarkeit, Lernkurve und Architekturwachstum.

Fazit & Ausblick auf Teil 2

In diesem Teil 1 meines Einführungsposts habe ich weit ausgeholt - bewusst, denn ich wollte meinen persönlichen Entwicklungsprozess zeigen, der die fundamentale Basis meiner Selbstständigkeit und damit auch dieses ersten Projekts bildet. In dieses Softwareprojekt fließen zahlreiche Erfahrungen aus meinem beruflichen Werdegang ein. Dabei versuche ich den für die Verbindung und Umsetzung von Ingenieurwissen und Softwareentwicklung besten Stack/Architektur und Vorgehensweise auszuwählen.

In Teil 2 meines Einführungsposts gehe ich auf den physikalisch-technischen Hintergrund ein: das erste Fouriersche Gesetz und warum ich genau diesen Fall als Beispiel für meine Demo-App gewählt habe.

Wenn du Anregungen, Rückfragen oder Feedback hast, freue ich mich über den Austausch: .

Der Blog steht noch ganz am Anfang und wird in den kommenden Wochen und Monaten wachsen. Wenn du meine weitere Entwicklung verfolgen möchtest, schau gerne regelmäßig vorbei oder folge mir auf LinkedIn.